Die Preise für Strom auf dem Großhandelsmarkt haben einen deutlichen Rückgang erlebt. Jedoch reduzieren die führenden inländischen Energieanbieter ihre Tarife nur in einem sehr begrenzten Rahmen, falls überhaupt. Die enstehenden Einkaufsvorteile werden damit aktuell noch nicht an die Endverbraucher weitergegeben in Form von reduzierten Preisen.
Durchschnittlicher Strompreis nach wie vor hoch
Derzeit beläuft sich der Preis für Strom in neuen Verträgen in Deutschland auf etwa 26 Cent pro kWh. Für Bestandskunden in der Grundversorgung liegen die Preise sogar bei 44,3 Cent pro kWh, wie das Vergleichsportal Verivox ermittelt hat.
Seit einigen Wochen wird Strom auf dem Großhandel zu Preisen gehandelt, die weit unter 100 Euro pro MWh liegen – was weniger als 10 Cent pro kWh entspricht. In der vergangenen Woche erreichte der Preis einen Tiefpunkt von 27 Euro pro MWh, also 2,7 Cent pro kWh. Basierend auf einem angenommenen Preis von 10 Cent pro kWh, zahlen Neukunden demnach das Dreifache dessen, was die Versorger selbst für den Strom bezahlen, und sogar weniger als ein Viertel dessen, was von Kunden im Grundtarif verlangt wird.
Auch Österreich bleibt teuer beim Strom
Diese Situation findet sich nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich. Dort hat die Regulierungsbehörde E-Control festgestellt, dass der günstigste Tarif für Neukunden bei den großen Anbietern derzeit bei 19,8 Cent liegt, einschließlich Mehrwertsteuer.
E-Control weist darauf hin, dass in Österreich nur wenige kleinere Anbieter Preise unter 20 Cent verlangen. Dennoch überschreiten die meisten Angebote die 10-Cent-Marke.
Ein Unterschied zwischen den beiden Ländern besteht darin, dass Österreich immer noch eine Strompreisbremse hat, während diese in Deutschland bereits abgeschafft wurde. Marktexperten, wie Lukas Stühlinger von Fingreen, argumentieren, dass diese Preisbremse das Sinken der Strompreise verlangsamt, da sie einen stärkeren Wettbewerb verhindert, insbesondere in Zeiten fallender Preise.
Das Dilemma liegt darin, dass Energieversorger im aktuellen System dazu motiviert sind, ihre Preise künstlich hoch zu halten. In Deutschland besteht diese Situation nicht mehr, was theoretisch zu einem schnelleren Preisrückgang führen könnte als in Österreich – was jedoch nicht der Fall ist.